von Pantelis M. Pantelouris, amtierender Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Hamburg e.V.
Hamburg, 15. Januar 2020
Sehr geehrter Herr Generalkonsul der Hellenischen Republik, lieber Michail Angelopoulos!
Sehr geehrter Herr Generalkonsul der Republik Zypern, lieber Charalambos Panayi!
Sehr geehrter Erzpriester und bischöflicher Vikar, lieber Vater Georgios Manos!
Liebe Mitglieder und Freunde der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Hamburg e.V.!
Meine Damen und Herren!
Καλησπέρα και Χρόνια Πολλά!
Ich begrüße Sie herzlich und heiße Sie willkommen im Namen des Vorstandes der DGG-HH zu dieser kleinen Feier. Wir wollen, der griechisch-orthodoxen Tradition entsprechend, das Neue Jahr willkommen heißen und den Neujahrskuchen, im Griechischen spricht man von der Vassilopita, vom Basilius-Kuchen also, anschneiden.
Vater Georgios hat die Gabe, jedes Jahr am 1. Januar in der Kirche sehr spannend und bildhaft von dieser Tradition zu erzählen. Heute Abend werde ich kurz für die nicht griechischen Freunde an die Überlieferung erinnern, die hinter dieser Tradition steht: Es war im 4. Jh. nach Christus. In der Stadt Kessaria lebte ein weiser, barmherziger und sehr beliebter Erzbischof, der Basilios hieß und der für seinen Einsatz für die Armen und Kranken bekannt war. Es war der spätere Heilige Basilios der Große, der heute von allen christlichen Kirchen als großer Kirchenvater gefeiert wird.
Als nun einmal fremde Truppen vor den Toren der Stadt standen, um sie zu erobern, forderte er die Einwohner auf, Schmuck und Geld zu sammeln, um damit die Gunst der Feinde zu erkaufen. Die Leute brachten dem Bischof alles was sie hatten an Schmuck und Gold. In der Zwischenzeit aber verlor der Führer der fremden Armee sein Leben und seine Soldaten gaben die Belagerung der Stadt auf. Basilios wollte nun seinen Gläubigen ihre Wertsachen zurückgeben, wusste aber nicht mehr, was wem gehörte. So entschied er sich, die Schmuckstücke und die Goldmünzen in Hunderten von kleinen Broten backen zu lassen. Die Brote wurden verteilt, und der Überlieferung nach fand jeder darin seinen eigenen Schmuck wieder.
In unserem Basilius Kuchen steckt heute kein Schmuck und keine Goldmünze, sondern ein Glücksgroschen. Wer ihn in seinem Kuchenstück entdeckt, darf sich als der Glückliche des Jahres feiern. Und dazu bekommt er von uns ein schönes Geschenk. Es ist also sinnvoll, vorsichtig zuzubeißen!
Diese frühchristliche Tradition blieb bis heute in der ganzen griechisch-orthodoxen Welt erhalten. Sowohl in Griechenland selbst als auch in der griechischen Diaspora gehört das Anschneiden des Neujahrskuchens zum festen Bestandteil des Monats Januar. Auch hier in Hamburg wird Vater Georgios den ganzen Januar unterwegs sein, um Dutzende von Vassilopitas in Vereinen und Institutionen zu segnen.
Liebe Freunde,
unsere Gesellschaft, die DGG-HH ist die älteste Gesellschaft in der Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften in Deutschland, zu der sich 39 lokale deutsch-griechische Vereine zusammengeschlossen haben. Wir haben 2018 unser 100. Jubiläum im Hamburger Rathaus feiern können. Die DGG Hamburg begeht also 2020 ihr 102. Lebensjahr. Keine andere bilaterale Gesellschaft in Deutschland ist so lange, ohne Unterbrechung, lebendig geblieben – trotz Weltkriegen, Diktaturen und politischen Umwälzungen.
Dies ist nicht nur der Leistung von Persönlichkeiten, wie Bruno Snell, die in schwierigen Zeiten, an ihrer Spitze gestanden haben, zu verdanken, sondern sicherlich auch den festen Fundamenten, auf die sich die Beziehung unserer beider Länder – und vor allem die Beziehung der Griechen zu der Hansestadt Hamburg – seit Jahrhunderten stützen konnte.
Trotz der 102. Jahre bleiben wir jung und aktiv, was die Bemühungen für die Verwirklichung unserer Ziele anbetrifft: nämlich den kulturellen Dialog zwischen Griechen und Deutschen zu fördern und zu vertiefen, und die deutsch-griechischen Beziehungen in einem geeinigten Europa ständig mit neuem Leben zu füllen.
Wenn auch Sie, liebe Freunde, gerne für diese Ziele Ihren Beitrag leisten möchten, möchte ich Sie einladen, Mitglied in unserer Gesellschaft zu werden und ihre Arbeit zu unterstützen.
Ich denke dabei an die Worte des deutschen Botschafters in Athen in seiner Rede bei unserer 100-jährigen Jubiläumsfeier im Hamburger Rathaus über die Bedeutung der Arbeit von Gesellschaften wie unserer für Deutschland.
Er sagte: „Vereine wie die DGG-HH sind gerade jetzt und für die Zukunft besonders notwendig für Deutschland. Wir brauchen die zivilgesellschaftliche Förderung der Jugend, wir brauchen ihr Engagement bei der Förderung des europäischen Gedankens, bei der Aufarbeitung der hellen und der dunklen Seite unserer Geschichte, bei der Begründung lebendiger Beziehungen in den verschiedenen Bereichen.“
Ja, liebe Freude. Für das alles steht unsere Gesellschaft.
Abschließend möchte ich Ihnen allen ein gesegnetes, gesundes Neues Jahr wünschen und für unsere beiden Länder ein neues Jahr in Frieden und Sicherheit in einem gemeinsamen Europa, das den Erwartungen seiner Bürger gerecht wird.
Vielen Dank!