Eine Ägäis-Insel wird grün – das deutsch-griechische Pionierprojekt auf Astypalea

Eine Ägäis-Insel wird grün – das deutsch-griechische Pionierprojekt auf Astypalea

Kennen Sie Astypalea, die wunderhübsche Insel im Süden der Kykladen mit dem malerischen Hafen, den weißgetünchten Würfelhäusern und der venezianischen Festung? Es kann sein, dass der Bekanntheitsgrad der nur 96 km2 kleinen Insel in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird. Dafür könnte das deutsch-griechische Pionierprojekt sorgen, das die griechische Regierung in Zusammenarbeit mit dem VW-Konzern Anfang Juni 2021 gestartet hat: Astypalea soll die erste smarte, grüne Insel im Mittelmeer werden!

Das Astypalea-Projekt umfasst den schrittweisen Ersatz konventioneller privater und öffentlicher Fahrzeuge auf der Insel durch Elektrofahrzeuge, die Einführung eines innovativen Transportsystems und die komplette Umstellung der Stromerzeugung hin zu erneuerbaren Energiequellen.

Während heute der Strombedarf der etwa 1.300 Einwohner, sowie der 70.000 Touristen in der Sommersaison noch durch Dieselgeneratoren gedeckt wird, soll am Ende des Projekts 2026 ein Umstieg auf Ökostrom aus Solarkraftwerken und Windturbinen stehen. Astypalea wäre damit eine von weltweit nur wenigen energieautarken Inseln und könnte sich zum Vorzeigeprojekt des nationalen Plans für den Übergang zur Elektrifizierung entwickeln – eine der zentralen Säulen der Umweltstrategie der griechischen Regierung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.

Astypalea ist aus Sicht der Initiatoren der ideale Ort für einen derartigen Modellversuch. Sie ist klein genug, um ein solches Vorhaben überhaupt umsetzen zu können, andererseits aber auch ausreichend groß, um in der geplanten Studie genügend Einwohner anzusprechen. Auch ist ein geeignetes Straßennetz bereits vorhanden – und letztlich können auch Seiteneffekte ausgeschlossen werden, denn die Elektromobilität beginnt dort bei null.

So soll das Transportsystem auf Astypalea in Zukunft aussehen © Volkswagen

Herzstück des Projekts ist ein völlig neues fortschrittliches Transportsystem. Volkswagen und Griechenland wollen dort komplett auf klimaneutrale Mobilität umstellen. Die Mobilität wird elektrisch, betrieben mit vor Ort produziertem grünem Strom. Neue Mobilitätsdienste wie Car- und Ride-Sharing sollen die bisherige, rudimentäre Buslinie ersetzen. In Summe soll so nicht nur die Mobilität verbessert werden, sondern auch die Zahl der Fahrzeuge auf der Insel um rund ein Drittel sinken. Vorgesehen ist konkret:

  • Ein Finanzierungsprogramm soll Anreize zum Ersatz konventioneller Privatfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge bieten. Heute gibt es auf der Insel etwa 1.500 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (zwei Drittel davon sind Zweiräder) – Ziel ist es, diese durch insgesamt etwa 1.000 Elektrofahrzeuge zu ersetzen.
  • Fahrzeuge des öffentlichen Dienstes und Nutzfahrzeugen wie Polizei- und Krankenwagen sowie Busse des Nahverkehrs sollen mit Unterstützung von Volkswagen durch E-Fahrzeuge ersetzt werden.
  • Aufbau der notwendigen Infrastruktur für ein integriertes elektrisches Fahrzeug-Lade Netz. Bereits jetzt stehen 12 Ladestationen zur Verfügung, 16 weitere werden folgen.
  • Schaffung eines öffentlichen On-Demand-Verkehrssystems durch den Einsatz digitaler Anwendungen, die den Bewohnern und Besuchern eine größere Freiheit durch die Nutzung von wahlweise Ride-Sharing, Car-Sharing-, E-Roller- und E-Bike-Diensten ermöglichen soll.

Das Projekt wird begleitet von der Universität Strathclyde in Schottland und der Universität der Ägäis in Griechenland. Ihre Forschungen werden die Akzeptanz der örtlichen Bevölkerung und auch der Besucher untersuchen und somit „wichtige Erkenntnisse liefern, die uns helfen werden, Anreize für Veränderungen auf unserem Weg in eine sauberere, größere und nachhaltigere Zukunft zu schaffen“, so der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis beim offiziellen Start des Projekts Anfang Juni.

Das erste übergebene Elektrofahrzeug für die Polizei auf der Insel © Volkswagen

Dr. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns, ergänzt: „Astypalea wird ein Zukunftslabor für die Dekarbonisierung in Europa sein. Wir werden in Echtzeit erforschen, was Menschen motiviert, auf E-Mobilität umzusteigen und welche Anreize für den Übergang zu einem nachhaltigen Lebensstil nötig sind.“ Die Ergebnisse der Studie sollen der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden und könnten so anderen Regionen dabei helfen, den Übergang zur E-Mobilität zu beschleunigen.

Zum offiziellen Start des Projektes Anfang Juni 2021 übergab der VW-Chef die ersten vier Elektro-Fahrzeuge der Typen ID.3 und ID.4 an die Polizei und die Küstenwache auf der Insel.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, hier sind einige Links zum Thema: