Myrivilis-Antikriegsroman im Hamburger Johanneum

Myrivilis-Antikriegsroman im Hamburger Johanneum

Eingeladen von der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Hamburg und der Gelehrtenschule des Johanneums fand am 23. Februar 2017 in der historischen Bibliotheca Johannei die Vorstellung der in der Edition Romiosini erschienenen deutschen Übersetzung des neugriechischen Klassikers von 1924 „Das Leben im Grabe“ (Η ζωή εν τάφω) von Stratis Myrivilis statt. Referent war der  Übersetzer des Romans, Botschafter a.D. Dr. Ulf-Dieter Klemm (Berlin).

Begruessung durch Frau Hose
Die Direktorin des Johanneums Frau Inken Hose begrüßt Dr. Klemm und die Anwesenden

Der Titel des Romans bezieht sich auf einen Psalm aus der griechisch-οrthodoxen Karfreitagsmesse und umfasst 57 Kapitel – bzw. ›Briefe‹ des Feldwebels Antonis Kostoulas an seine Verlobte auf der Insel Lesbos, die von einem fiktiven ›Herausgeber‹ veröffentlicht werden. Sie beschreiben das monotone Leben und die Brutalität der Kämpfe in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges und stellen zugleich Patriotismus und nationale Mythen sarkastisch infrage. Der Roman, der in einer Reihe mit den antimilitaristischen Werken von Henri Barbusse und Erich Maria Remarque steht, wurde durch die faschistische Diktatur 1936 sowie während der deutschen Besatzung Griechenlands auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Mittlerweile ist er zum Klassiker geworden und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

 

Myrivilis - Das Leben im Grabe

„Herr Dr. Klemm las dem Publikum sechs der insgesamt 57 Briefe vor“, war nach der Veranstaltung auf der Homepage des Johanneums zu lesen und weiter: „Die Briefform und die eingängige Sprache des Romans zogen die Zuhörer sogleich in ihren Bann und ließen sie am Schicksal des jungen Feldwebels unmittelbar teilhaben: So litten die Zuhörer mit ihm unter den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Soldaten in dem Schützengraben, teilten seine Erschütterung bei der Beschreibung eines Gasangriffs und empfanden die Sehnsucht nach einem normalen Leben auf Lesbos mit derselben Schmerzhaftigkeit. Dass sie dabei die ganze Zeit über wussten – dies erfährt der Leser nämlich gleich zu Beginn des Romans –, dass der junge Feldwebel den Krieg nicht überleben würde, steigerte die Intensität der Wirkung der Lesung noch. Ein großartiger Roman, großartig von Herrn Dr. Klemm übersetzt und gelesen!“…

„Es wäre dem Roman zu wünschen, dass er auch außerhalb Griechenlands mehr Menschen bekannt würde. Herr Dr. Klemm, der nicht nur ein hervorragender Übersetzer, sondern auch sehr guter Kenner Griechenlands ist – er legte an der Deutschen Schule Athen sein Abitur ab und war einige Jahre Kulturreferent an der Deutschen Botschaft in Athen –, hat mit seiner nun überarbeiteten Übersetzung dafür die Voraussetzung geschaffen“.

Dr. Ulf-Dieter Klemm
Der Übersetzer des Romans Dr. Ulf-Dieter Klemm

Dr. Ulf-Dieter Klemm, Botschafter a.D., verbrachte sechs Jahre seiner Jugend in Griechenland. Nach dem Abitur an der Deutschen Schule Athen studierte er Jura in Berlin, Heidelberg und Montpellier. 1977 trat er in den diplomatischen Dienst ein mit Auslandsstationen in Porto Alegre, Athen (Kulturreferent), Tokyo, Maputo und Rabat. Er veröffentlichte Übersetzungen mehrerer Romane und Texte aus dem Griechischen, Essays zu griechischen Themen sowie – zusammen mit Klaus Gallas – das vielbeachtete Buch Griechenland begegnen. Geschichte, Landschaft, Kultur und Menschen, (Bamberg 2008). 2014 erschien im Balistier Verlag sein Roman Das Leventis-Idol. 2015 gab er zusammen mit dem früheren deutschen Botschafter in Athen Dr. Wolfgang Schultheiß das Buch Die Krise in Griechenland im Campus Verlag heraus.

Fotos: Gerd Hachmann